KAPITEL 7

Die Rückkehr des Königs- oder: Die dunkle Dimension

Nigel Degray- die  Führung übernommen
Nigel Degray

Einige Jahre war es still um Marquee Moon. Erst 1992 tauchte die Band wieder aus der Versenkung auf. Nun begann die spannende zweite Phase der Band. Nigel Degray hatte jetzt die alleinige Führung übernommen. Die letzten Jahre hatte er damit verbracht im Studio oder im Übungsraum alleine, manchmal auch mit anderen, zu arbeiten, zu jammen und immer mal wieder an dem einen oder anderen Song zu tüfteln. So auch an seinem jüngsten Werk Angst + War. Außerdem hatte er die Zeit genutzt, um neue, erfolgversprechende, Kontakte zu knüpfen. Und die Ergebnisse blieben nicht aus.

CD: Dossiers
CD: Dossiers

Er fand ein Label, das den Song auf einem Sampler veröffentlichte und der Titel kam gut an. Der Erfolg von Angst + War auf der „Dossiers“ Compilation führte dazu, dass die Band 1992 ein eigenes Album, Angst + War, herausbrachte. Allerdings in scheinbar geheimnisvoller Besetzung. Der Titelsong Angst + War wurde neben Nigel Degray nur von zwei weiteren Musikern, Herrn Schwartz und Riffdoctor eingespielt. Neue Bandmitglieder standen noch nicht zur Verfügung. Gerüchten zufolge sollte sich hinter dem Pseudonym Herr Schwartz Nigel Degray selbst verbergen. Das Schlagzeug zu bedienen, war für Degray eine seiner leichteren Übungen. Das hatte er schon des öfteren, im Proberaum oder bei Studioaufnahmen, getan und sein Talent als Drummer unter Beweis gestellt.

 

Anderen Gerüchten zufolge verbarg sich hinter dem Pseudonym Herr Schwartz kein Mensch sondern ein Drumcomputer und hinter dem Decknamen Riffdoctor Gitarrist Gerrit Meijer von der legendären Berliner Punkband PVC, der bereits einige Jahre zuvor an der LP Future Patrol mitgewirkt hatte.

Tom Petersen- ein Freund aus alten Tagen
Tom Petersen, 1992

Nachricht von Tom

Das meiste davon ließ sich nicht bestätigen. Dementiert wurden diese Gerüchte allerdings auch nicht. Deshalb werden einige bis heute immer wieder kolportiert. Wahrscheinlich verbarg sich hinter dem Decknamen Herr Schwarz jedoch jemand ganz anderes, ein Freund aus alten Tagen: Drummer Tom Petersen. Der war inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt und spielte zusammen mit Gerrit Meijer bei PVC, der Punkrock-Band der ersten Stunde.

 

Die Vermutung, dass Tom Petersen die Felle bearbeitete lag deshalb nahe, weil Petersen auch auf den Pressefotos aus jenen Tagen auftauchte. Mister Tom war also wieder zurück. Die Gemüter hatten sich im Laufe der Jahre beruhigt und jetzt half Petersen aufgrund des bestehenden Personalmangels aus alter Verbundenheit einfach mal am Drum-Kit aus. Allerdings ist nicht nachvollziehbar, wie es zu dem Gerücht kommen konnte, Gerrit Meijer könne hinter dem Pseudonym Riffdoctor stecken, da bereits auf der Rückseite der vorhergehenden LP Future Patrol ganz eindeutig Hanzy Nischwitz als Riffdoctor aufgeführt wird.

Nischwitz war jetzt kein festes Mitglied der Gruppe mehr, sondern widmete sich verstärkt seinem Studium der spanischen Kultur und Lebensart. Obwohl er der Band als vorletztes Originalmitglied nun auch den Rücken gekehrt hatte, stand er Degray manchmal noch musikalisch ratgebend zur Seite und half bei dem einen oder anderen Song mit. So steuerte er zum Beispiel auch später noch für die letzte Marquee Moon CD Dessert House den Song Kiss Of Death bei.

Gitarren-Patenschaft von The Edge und Andy Summers
Hanzy Nischwitz, 1990
Nigel Degray
Nigel Degray

Als einziges Originalmitglied von Marquee Moon gab es nur noch Sänger Nigel Degray. Er blieb es auch bis zur endgültigen Auflösung der Band 1997. Im Laufe der kommenden Jahre sollte die Gruppe fast jährlich Beiträge auf zahlreichen Gothic-Samplern veröffentlichen. Neue, eigene Songs fanden sich jedoch nicht darunter.

Erste Auflage in blauem Vinyl
Single: Don't Go Out Tonight, 1984

Dafür kamen aber Songs wie Beyond The Pale, Prince Of Darkness und sogar Don't Go Out Tonight (mit Skid Byers als Leadsänger) zu erneuten Ehren. Zumal es zehn Jahre nach Veröffentlichung dieser ersten Marquee Moon-Single etliche Menschen gab, die Don't Go Out Tonight für einen neuen Song der Band hielten. Durch diese Sampler-Beiträge machten sich Marquee Moon auch bei Leuten einen Namen, die die Band bisher nicht gekannt hatten. Und mit ihrer ausnehmend guten Live-Qualität und der Auswahl der entsprechenden Auftrittsorte erspielen sie sich nun endgültig ihren festen Platz in der „Schattenwelt der Musik“ und wurden schließlich zu einer Legende im Gothic-Bereich. Obwohl der Band eine ziemlich individuelle Auffassung von Gothic bescheinigt wurde, gewann sie viele neue Anhänger und sicherten ihren Stand als treibende Kraft des deutschen Gothic.(68) (69)

 

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Skid, Nigel, Tom, 1987
Skid, Nigel, Tom, 1987

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In dieser Zeit erreichte der Mythos Marquee Moon seine Vollendung. Heute zählen sie zu den Hausgöttern des deutschen Gothic Rock und werden in einem Atemzug mit Gruppen wie   The Cure, The Sisters of Mercy oder The Lords of the new Church und anderen Größen des Genres genannt. (70) (71) (72)



Gothikrock mit einem Touch von Post Punk
CD: Angst + War

Angst + War- oder: Die dunkle Seite der Macht

Ab 1993 fanden dann zahlreiche Besetzungswechsel statt. So zählten im Lauf der kommenden Jahre unter anderem Christian Fiedler, Jörg Künicke, Matthias Hackbeil, Reiner Mewitz, Torben Stupp, Jörg „York“ Gröning und Dirk Weinert zur Band. Einige von ihnen waren nur einmal, bei einer Tour oder Studioaufnahme dabei, andere, wie z.B. Jörg Gröning und Matthias Hackbeil, blieben für längere Zeit. Und die verschiedenen Umbesetzungen waren nicht immer frei von persönlichen Differenzen. Auch bezüglich der Plattenfirmen fanden im Laufe der kommenden Jahre noch Veränderungen statt.

 

Deshalb ist es kein Zufall, dass auf dem Cover der neuen CD Angst + War nur noch Bandgründer Nigel Degray abgebildet war. Er war eben die einzige Konstante in der Band. (Selbst auf dem Inner Sleeve der CD gibt es nur Fotos der Originalbesetzung, genauer gesagt, der Gründungsmitglieder der Gruppe. Neben Nigel Degray sind nur Hanzy Nischwitz, Tom Petersen und Skid Byers zu sehen.)

Marquee Moon in der Original-Besetzung von 1984
Foto aus dem Inner Sleeve der CD Angst + War

Der Titelsong dieses Longplayers kam gut beim Publikum an, allerdings erschien er auch wie eine Art Entgegenkommen an die schwarze Gemeinde, zu der sich Degray schon immer hingezogen fühlte und zu der er sich jetzt auch offen bekannte.

 

Dem Berliner Stadtmagazin Tip vertraute er im Jahr 1996 diesbezüglich an: „Düstere Musik interessierte mich schon immer. Früher habe ich im Radio Black Sabbath gehört und mich zuerst nicht dazu bekannt. Irgendwann merkte ich aber, dass ich ihre Stücke unheimlich und faszinierend zugleich finde. Es hatte etwas vom Reiz des Verbotenen". (73)  

Marquee Moon, 1993/94
Marquee Moon, 1993/94

1993, also drei Jahre zuvor in einem Fernsehportrait für das Jugendmagazin Elf 99 hatte es dagegen noch so geklungen: „Ich habe es nie darauf angelegt so extrem düster zu sein, komischerweise haben es immer die Leute so empfunden.“ (74) (75) Der Tip, das große Berliner Stadtmagazin kam in diesem Zusammenhang zu folgender Beurteilung: „Marquee Moon hatten ein Debüt nach Maß. Mit der melodiösen Gitarrenrock-Hymne Don't Go Out Tonight" liefen sie 1984 monatelang auf Powerplay-Rotation bei Berliner Ätherwellen.

 

Die Gruppe schien geradewegs höheren Weihen entgegenzusteuern, doch der internationale Durchbruch blieb letztlich aus. Daran sind Marquee Moon nicht unschuldig. Düstere Elegie drängte bald den Pop-Appeal zurück — so etwas war und ist mehr Kult als popularitätsfördernd.“ (76)

                     

                       Nigel Degray – Ein Portrait

   Impressionen aus dem Fernsehportrait über Nigel Degray im Jugendmagazin ELF 99

Die dunkle Seite der Macht
Frontmann Nigel Degray

Aber Degray hatte sich nun endgültig für die dunkle Seite der Musik entschieden. Deshalb deckte er auch über die LP Strangers In The Monkey Biz den Mantel des Schweigens. Diese richtungweisende LP sollte es ab jetzt nicht mehr geben. Sie passte nicht mehr ins Bild. Vielleicht war das aber auch eine unbewußte Art von Selbstschutz, denn im Vergleich mit anderen Kompositionen Degrays klingt der Titelsong Angst + War nicht wie komponiert sondern eher wie improvisiert, so als wäre der Song aus einer Jamsession im Übungsraum entstanden. Sicher entsprach er musikalisch und thematisch dem damaligen Zeitgeist, jedoch, verglichen mit seinen früheren Songs, wurde er Degrays Songschreiberqualitäten in keiner Weise gerecht. Degray selber hält ihn allerdings für einen seiner besten Songs.

Die CD enthält allein fünf Instrumentalstücke The Voice (Reprise), The Hum (Part1), Yellow Red, Dämmerung und The Hum (Part 2). Das hätte es in früheren Zeiten nicht gegeben, da Instrumen- talstücke, in den Augen der Band, und auch nach Degrays eigener Ansicht, immer nur als Lücken- büßer galten, wenn einem nichts weiter einfiel und man keine guten Songs hatte. Nun galt diese Prämisse anscheinend nicht mehr. Die Zeiten hatten sich wohl geändert. Während es sich bei Yellow Red und Dämmerung noch danach anhörte, als handle es sich bei diesen beiden Stücken um die fast fertigen Instrumentalversionen von Songs, bei denen noch der Gesangspart fehlt, waren The Hum (Part 1) und The Hum (Part 2) dagegen reine Klangexperimente und The Voice (Reprise) lediglich die 33 sekundenlange Ausblende von The Voice.

Willkommen zurück in der unheimlichen, verrückten Geisterstunde

Soul Of Secrets kehrt zurück    

Bei The Voice handelte es sich jedoch um die eigentliche Überraschung dieses Albums. Denn The Voice ist in Wirklichkeit das mysteriöse Soul Of Secrets vom 1986er Album Strangers In The Monkey Biz. Jetzt ließ Degray den Song auf Angst + War noch einmal aufleben. In dieser neuen Aufnahme hatte Degray ihn von dem beängstigenden, den von Humphy Sabothe entwickelten Teil, befreit und mit einer neuen, einfachen und trotzdem fesselnden Instrumentierung unterlegt. Und selbst in dieser doch sehr behutsamen Ausführung verfehlt der Song seine Wirkung nicht. Dessen war sich Degray sehr genau bewusst. Jedoch wollte er mit der alten 1986er Fassung nichts mehr zu tun haben. Die Überraschung war ihm wirklich gelungen.

Begabter Songschreiber - Nigel Degray
Nigel Degray
Humphy Sabothe  kannte einige magische und äußerst unheimliche Orte
Humphy Sabothe, 1988

Düstere Legenden I

In diesem Zusammenhang hielt sich bereits seit Mitte der 80er Jahre hartnäckig folgendes Gerücht: Schon während der Entstehungsphase dieses Liedes wäre Humphy Sabothe auf die Idee gekommen Soul Of Secrets zu einem ganz außergewöhnlichen Song zu machen. Er hatte sehr frühzeitig den Einfall zu dem unheimlichen Teil und bat deshalb Skid Byers, einen besonders beängstigen Text zu schreiben, was Byers ja auch tat. Sabothes spätere „Bestürzung“ soll deshalb auch nicht echt, sondern nur gut gespielt gewesen sein.

 

Das Versprechen jedoch, nichts über das unheimliche Ritual zu sagen, soll er seinen westafrikanischen Freunden dagegen wirklich abgenommen haben, da die Sache in Gefahr geriet, unerwartet aus dem Ruder zu laufen. Irgendwie hatten einige Leute bereits Wind von der Angelegenheit bekommen und Sabothe bekam das berühmte „Fracksausen“, oder wie man nicht nur in Berlin zu sagen pflegt: „Ihm ging der Arsch auf Grundeis.“ Inwieweit Skid Byers in die Geschichte involviert war, ist bis heute nicht bekannt. Wenn man jedoch bedenkt, welche Stellung Byers in der Band hatte, kann man sich nicht ernsthaft vorstellen, dass die Sache an ihm vorbeigelaufen sein soll.

Was wußte Manager Skid Byers?
Skid Byers, 1989

Düstere Legenden II

Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass die Band den Titel des Songs viele Jahre nicht aussprach, sondern ihn immer nur respektvoll mit der Abkürzung S. O. S. betitelte. (SOS steht ansonsten für das internationale Notsignal „Save Our Souls“, „Rettet unsere Seelen“). Es heißt auch, der Titel Soul Of Secrets und somit die Abkürzung SOS wäre nicht zufällig gewählt, denn der Text selbst berge noch eine mysteriöse Botschaft, die nur entschlüsselt werden könne, wenn bestimmte Buchstaben des Textes in eine andere Reihenfolge gebracht würden.

 

Aber auch hierbei handelt es sich nur um Gerüchte. Gerüchte, zu denen sich keines der vier Bandmitglieder je geäußert hat. Skid Byers dagegen verwies schon vor Jahren alle diese dunklen Legenden ins Reich der Phantasie. (77)

Können diese Augen lügen?
Nigel Degray
Marquee Moon Logo 90er Jahre

Marquee Moon Logo der 90er Jahre

Spiel mir eine alte Melodie

Aber die CD hatte noch weitere Überraschungen zu bieten. Den überdurchschnittlichen, über- raschend erfreulichen Teil dieses Albums stellten die drei Songs Edge Of Time, So Near, So Far und MCP Man dar. Im Gegensatz zu dem Songmaterial ihrer vorherigen LP Future Patrol waren bei diesen drei Songs wieder Melodien erlaubt. Dabei hob sich insbesondere MCP Man auffallend gut vom Rest der Platte ab.

 

Hier ist er wieder der „alte“ Degray. Da bekam man eine Ahnung, welches Talent in diesem Mann steckt. Hört man sich in diesem Zusammenhang auch das zu diesem Zeitpunkt noch kommende, künftige Songmaterial an, kann man sich aus heutiger Sicht des Eindruckes nicht erwehren, dass Edge Of Time und So Near, So Far, zumindest aber MCP Man, bereits aus früheren Marquee Moon Tagen stammen könnten. Vielleicht werden wir das eines Tages noch erfahren.

Gitarren, Baß und Schlagzeug marschieren unerbittlich vorwärts
Marquee Moon live im großen Sendesaal des SFB: Humphy, Nigel, Hanzy
Gesuchtes Sammlerstück
Rückseite der 1. Single von 1984

Im Gesamtzusammenhang aller Stücke kann MCP Man ohne Zweifel als das Highlight dieser CD betrachtet werden. Dieser Song hätte sich ohne Schwierigkeiten auch gut auf einer ihrer ersten drei LP’s gemacht. Möglicherweise hätte ein Skid Byers einen besseren Text dazu verfasst, aber selbst in dieser Fassung wäre der Titel schon eine Single- Auskoppelung wert gewesen. Aber es gab in der Band und auch im Umfeld der Band nieman- den mehr, der dieses Potential erkannte, beziehungsweise umsetzen konnte oder wollte. Unter Umständen fehlte es auch an der Kraft oder der Möglichkeit, den erhöhten finanziellen und werbemäßigen Aufwand für eine Auskoppelung als Single zu bewältigen.

 

Da Degray nun auch nicht mehr, wie in früheren Zeiten, so emsig mit dem Songschreiben war, fehlten zur Veröffentlichung der CD noch Songs. Deshalb wurde, um die Scheibe komplett zu machen, als schnellste Lösung, die A und B-Seite der ersten Marquee Moon – Single von 1984, Don't Go Out Tonight und Searching hinzugenommen.

Marquee Moon, 1993/94
Marquee Moon, 1993/94

Und so wirkte diese CD dann auch, weshalb die Kritiken zur CD Angst + War eher zwiespältig waren. Wohlgesinnt könnte man sie als durch- wachsen bezeichnen, wie das folgende Beispiel zeigt: „Welcher Grund kann die herbe Enttäuschung über die neue Marquee Moon-Produktion Angst + War erklären? Lausig aufgemacht, inhaltlich zerspalten in einen in­teressanten inneren Kern (des­sen Feder sich This Mortal Coil ohne zu zieren an den Hut stecken könnten) und zwei äußere Klanghüllen, die den sturen gothischen Gott anno Tobak zitieren, plagiieren und vor lauter Freude wieder ver­scheuchen“. (78) (Berliner Stadt- magazin Tip)

 

Fasziniert vom Reiz des Verbotenen
Nigel Degray

Der Rezensent des französischen Webzines Guts Of Darkness schreibt zum gleichen Thema folgendes: „Ein Blick auf die Zusammensetzung der Band zeigt uns, dass außer Nigel D. alle Originalmitglieder ausgeschieden sind. Ist das die Erklärung für den musikalischen Bruch mit den vorigen Werken? Unsere Deutschen bleiben in der Ecke Gothik, aber Angst + War hat die schonungslose Gewalt von „Future Patrol“ hinter sich gelassen und sich eine Produktion geleistet, die überraschenderweise im Stil der 80er ist. Das fängt schon an bei den Klängen des Schlagzeuges (ich war überrascht, dass es überhaupt eins gibt, denn oft dachte ich es mit einer Soundmaschine zu tun zu haben, es sei denn, es handelt sich um ein elektronisches Schlagzeug, was plausibel wäre.) an. Ohne wirkliche Vergleiche zu wagen würde ich sagen, Marquee Moon hat seinen Gothikrock mit einem Gefühl von Post Punk gefärbt.

 

Die Stimmung, Atmosphäre hat etwas Kaltes und Trockenes, hervorgerufen durch die besagte Rhythmik, an die sich ein Nigel D. in großer Form mit dem schmutzigen, düsteren Sound der Gitarre hinter seinem Mikro anschließt und so für den Rest sorgt. Die Zusammenfassung wäre unvollständig, würde man nicht die Instrumentalstücke erwähnen, die oft wesentlich schwerer und drückender in den Tempi sind. Ihre Stärke liegt im Allgemeineindruck, aber für das Hörvergnügen sind sie eher schwach, weil sie ein wenig zu zahlreich und zu lang sind.“ Doch zum Schluss zieht er gleichwohl das anerkennende Fazit: „Die Wahl der eher kargen Arrangements passt gut zur Gruppe, die uns eine ganze Reihe exzellenter Kompositionen liefert, einprägsamer aber kraftvoll, was erklärt, dass ich dieses Album oft als Erstes empfehle.“ (79)

Marquee Moon 1996
Marquee Moon 1996